04.02.2019 - Bei einem Besuch im NRW-Landtag trafen 43 angehende Verwaltungsfachangestellte des RSBK gut vorbereitet auf die ehemalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die sich leidenschaftlich für die parlamentarische Demokratie, politisches Engagement und Europa aussprach.
Die beiden Verwaltungsklassen VwM1 und VwM2 nahmen eine Einladung des SPD-Politikers Hartmut Ganzke nach Düsseldorf an. Den Kontakt zu dem Landtagsabgeordneten aus Unna-Massen hatte ein Mitschüler hergestellt: Arber Aliu ist Auszubildender bei der Stadt Lünen und zugleich bei den Jusos und in der SPD politisch aktiv.
Nach dem flughafenähnlichen Sicherheitscheck im Eingangsbereich wurde die Gruppe aber erst einmal in einen Sitzungssaal geführt. Dort erläuterte eine Praktikantin den Parlamentsbetrieb. Sie informierte die Auszubildenden u.a. über die Aufgaben des Landtagspräsidenten, die Sitzordnung im Parlamentssaal, die zahlreichen Ausschüsse und die Bezüge (Diäten) der Abgeordneten.
Anschließend verfolgte die Gruppe auf der Zuschauertribüne des Plenarsaals die gerade anstehenden Debatten zu den Themen „Änderung des Hochschulgesetzes“ sowie „Tierhaltung und Tierschutz in Nordrhein-Westfalen“. Nach rund 75 Minuten ging es erneut zu einem Sitzungssaal, vor dem unser Gastgeber uns empfing. „Kommt Hannelore?“, war die erste Frage Arbers an seinen Parteigenossen. Wir alle freuten uns über die Antwort, denn es war Herrn Ganzke tatsächlich gelungen, die ehemalige Ministerpräsidentin NRWs für die Teilnahme an der etwa einstündigen Gesprächsrunde zu gewinnen.
Nachdem Hartmut Ganzke sich vorgestellt und die typische Arbeitswoche eines Landtagsabgeordneten beschrieben hatte, gesellte sich Frau Kraft der Runde hinzu. Wir erlebten eine überaus engagierte und gesprächsbereite ehemalige Spitzenpolitikerin, die spürte, dass ihr am Herzen liegende Botschaften in dieser Runde auf fruchtbaren Boden fallen würden. Irgendwie sprang da ein Funke über.
Nicht parteipolitische Interessen standen im Mittelpunkt ihrer Argumentation, sondern eindringliche Appelle an die jungen Zuhörer, und zwar besonders, als „Europa“ und die bald stattfindenden Wahlen zum Thema wurden. „Schaut euch die Programme der Parteien an, sie unterscheiden sich deutlich voneinander!“, „Bestimmt die künftige Richtung der Politik mit, indem ihr zur Wahl geht!“, „Überlasst nicht jenen das Feld, die Europa abschaffen wollen“, „Europa hat uns Frieden und Wohlstand gebracht“. Kritik an der Arbeitsweise des Parlaments und der Politiker ließ sie nicht gelten. „Ich kenne kein besseres System als die parlamentarische Demokratie.“, „Ihr alle habt die Möglichkeit, mitzugestalten und es besser zu machen, die Parteien brauchen tatkräftige, junge Leute.“ An dieser Stelle musste natürlich Arber als leuchtendes Beispiel herhalten, der sich an seinem Wohnort partei- und kommunalpolitisch engagiert.
Die zur Sprache kommenden Themen waren breit gefächert. Neben den bereits erwähnten Inhalten ging es in der Gesprächsrunde auch um das Tempolimit auf Autobahnen, Diesel-Fahrverbote in den Innenstädten, Digitalisierung, Politikverdrossenheit der Bürger und anderes mehr. Zu allen Fragen nahmen die beiden Landtagsabgeordneten ausführlich Stellung.
Plötzlich klopfte jemand an der Tür und wies uns freundlich aber bestimmt darauf hin, dass die nächste Gruppe Einlass begehre und unsere Zeit ohnehin schon überschritten sei. Alle waren sich später einig: Die Zeit war wie im Fluge vergangen, es hätte gerne noch ein wenig weiter gehen können. Bevor wir die Heimreise antraten, endete ein rundum gelungener Parlamentsbesuch schließlich bei Apfelschorle und Kuchen in der Landtagskantine.
Was bleibt von diesem Tag? Sicherlich ausreichend Gesprächsstoff für die nächsten Politikstunden. Wohl auch eine genauere Vorstellung von der Arbeitsweise des Landesparlaments. Noch mehr politisches Interesse oder gar Engagement auf Seiten der Auszubildenden? Schwer zu sagen. Eine Erinnerung aber bleibt auf jeden Fall; eine Schülerin drückte es so aus: „Hannelore war klasse.“
Für den Bildungsgang Verwaltungsfachangestellte/r: Jörg Behncke