22.10.2014 - …wer kennt ihn nicht, den legendären Schlachtruf aller finalbegeisterten Fußballfans. Noch im Siegestaumel des fulminanten BVB-Sieges über Arsenal London vom Vortag, machten sich rund 40 Verwaltungs-Azubis der VWO I + II am 17. September auf zu einer Studienfahrt nach Berlin.
Unter der sachkundigen pädagogischen Begleitung von Frau Joswig-Kind und Herrn Behncke, wurde ein inhaltlich sehr anspruchsvolles, weil öffentlich gefördertes Bildungsprogramm des Instituts für politische Bildung der Auslandsgesellschaft NRW abgearbeitet.
Die Unterbringung erfolgte in zweckmäßig eingerichteten Zweibettzimmern des A&O Hostels im Berliner Stadtteil Kreuzberg, in der Nähe der Spree. Viele der Mitreisenden waren zum Zeitpunkt des Mauerfalls im Nov. 1989 noch gar nicht auf der Welt und so ist es für uns kaum vorstellbar, dass die Bundeshauptstadt mal komplett von einer Mauer umgeben war, die zudem mit Stacheldraht und Schießbefehl verhindern sollte, dass die Menschen aus der ehemaligen DDR ihren Staat verlassen konnten. Erst recht ist es unserer Generation nur sehr schlecht zu vermitteln, dass damals nicht alle TV-Programme frei empfangen werden durften und man nicht jederzeit mit jedem überall auf der Welt telefonieren oder gar „chatten“ konnte.
Die Einblicke in das DDR-Regime vor dem Mauerfall mit den Methoden der Staatssicherheit (StaSi) gegen ihre eigenen Landsleute war schon sehr aufschlussreich. Auch war die thematische Führung zu den Gedenkstätten des Nationalsozialismus, der zu der Teilung geführt hat, schon beeindruckend. Allein das glücklicherweise als Zeitzeugnis erhaltene Teilstück der Berliner Mauer an der Bernauer Str. konnte einem eine einigermaßen realistische Vorstellung der damaligen Zeit geben. Man glaubt eigentlich, dass U-Bahnstationen, in denen die Berliner U-Bahn nur im Schritttempo durchfahren aber nicht anhalten durfte, weil sie auf DDR-Gebiet lagen und wo auf den diffus beleuchteten Bahnsteigen schwerbewaffnete VoPos (Volkspolizisten) patrouillierten, nur in alten Schwarz-Weiß-Agentenfilmen vorkommen.
Insbesondere auch das Durchschreiten des modernen Holocaust-Mahnmals in der Nähe des Brandenburger Tores löste schon etwas Beklemmung aus, auch wenn viele der Betonsteelen schon mit einem Stahlkorsett vor dem Verfall gerettet werden müssen.
Eines der Highlights der Studienfahrt war zweifelsohne die Besichtigung des Bundestages im Reichstagsgebäude und die Begehung der Glaskuppel. Die sinnvolle Sicherheitsüberprüfung am Reichstagsgebäude erinnerte manchen an die Eingangskontrollen bei Konzerten oder Diskos. Im Reichstag wurden die Graffitis der russischen Soldaten bewundert, die bei der Eroberung Berlins den Reichstag zum Kriegsende besetzten. Auf der Plenarsaal-Tribüne erfuhren wir, dass der Bundesadler hinter dem Bundestagspräsidenten von den Abgeordneten abwertend als „fette Henne“ bezeichnet wird und erfuhren erstaunt, dass der „Hammelsprung“ keine sportliche Pflichtübung beim Metzger ist, sondern vielmehr bedeutet, dass Abstimmungen, bei denen Zweifel am Ergebnis bestehen, kurzerhand wiederholt werden, in dem alle Abgeordneten den Plenarsaal verlassen und nur durch eine von 3 Türen (mit den jeweiligen Überschriften : Ja - Nein - Enthaltung) wieder betreten dürfen, so dass das Abstimmungsergebnis genau gezählt werden kann.
Natürlich blieb auch noch Zeit zur freien Verfügung, die nicht nur in Diskos, sondern auch zu klasseninternen Abendessen mit den Begleitlehrern genutzt wurde. Voller neuer Eindrücke kehrten alle am Samstag, den 20.09. nach 4 Tagen zurück, um sich auf das letzte Lehrjahr vorzubereiten.
Christian Willeke (Schüler der VWO I)