Bericht zum Begegnungsprojekt einer Unterstufenklasse Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistungen des Robert-Schuman-Berufskollegs der Stadt Dortmund mit einer Gruppe Auszubildender des CFA Promotrans in Paris.
Die Begegnung fand vom 24. bis 28. Juni 2014 in Paris statt. Unsere Projektpartner waren „Arbeit und Leben und deren Partnerorganisation „Culture et Liberté". Unterstützt wurde das Projekt vom Deutsch-Französischen Jugendwerk und der Robert-Bosch-Stiftung.
Dienstag, 24.06.2014
Die Abfahrt in Dortmund verlief ohne Zwischenfälle: Alle mitfahrenden Schüler waren pünktlich da und voller Vorfreude. Die Fahrt nach Paris verlief problemlos, wenn auch die „Routenplanung" unseren Schülern ein wenig merkwürdig vorkam.
In Paris angekommen wurden wir zum Hotel gebracht und die Zimmer wurden bezogen. Eine kleine Schwierigkeit: Unsere jungen Männer wollten nicht gerne unter einer Decke in einem Bett liegen. Die Rezeption gab zwei Decken und das „Problem" war gelöst.
Anschließend fuhren wir mit der Metro zu den Räumen von Culture et Liberté in der Nähe des Gare du Nord. Dort fand eine erste Sprachanimation statt. Thematisch ging es dabei um das namentliche Vorstellen und das Äußern von Gefühlen. Es war erstaunlich, wie bereitwillig die deutschen Schüler sich auf die Sprachanimation einließen. Das mag auch daran gelegen haben, dass etwa ein Drittel von ihnen Vorkenntnisse in der französischen Sprache hatte, die reaktiviert werden konnten. Anschließend wurden die Schüler über den geplanten Programmablauf informiert und es wurden sowohl ein Netzplan der Metro als auch Metro-Tickets für die vier Tage ausgeteilt.
Der erste Tag klang mit einem gemeinsamen Abendbrot in einem nahegelegenen Restaurant aus.
Mittwoch, 25.06.2014
Auf dem Programm stand ein Besuch in Rungis, dem „Bauch von Paris". Damit wir den Großmarkt noch in Funktion erleben konnten, mussten wir sehr früh um 4:00 Uhr abfahrtsbereit vor dem Hotel stehen. Befürchtungen, dass die Schüler nicht pünktlich sein würden, traten nicht ein, so dass wir planmäßig in Rungis eintrafen.
Nachdem wir aus hygienischen Gründen mit Schutzkleidung versehen worden waren, wurden wir in Gruppen durch die Markthallen geführt. Das reichhaltige Angebot faszinierte alle – insbesondere das Zerteilen der Schweinehälften. Bei den Angeboten in der „Gemüseabteilung" war nicht nur die Vielfalt Gesprächsstoff sondern auch die unterschiedlichen französischen Anbaugebiete, so dass Fragen zur Wirtschaftsgeografie Frankreichs in den Blick kamen. Der Besuch in Rungis klang mit einem Frühstück aus. Dabei verwunderten sich die Schüler über die nicht vorhandenen Teller - Baguette und Croissants wurden von Servietten gegessen - und das im Vergleich zu unseren Frühstücks-gewohnheiten kleine Frühstück. Auch hier: Erlebnis eines kulturellen Unterschieds und Anlass zum Gespräch.
Die anschließende Busfahrt in das Ausbildungszentrum CFA Promotrans war für die meisten Teilnehmer eine gute Gelegenheit zu einem „Vormittagsschläfchen", so dass alle dann trotz des frühen Aufstehens aufnahmebereit im Ausbildungszentrum ankamen. Dort begrüßte uns der Schulleiter sehr herzlich und zeigte uns die Schulräume. Die erste Begegnung mit den französischen Schülern verlief etwas enttäuschend, da die französischen Schüler nur in sehr geringer Zahl an der Begegnung teilnahmen. Die anwesenden fünf Franzosen – gegenüber 20 Deutschen - hatten bereits am Besuch in Dortmund im November teilgenommen; Kontakt wurde zögerlich aufgenommen.
Eine Sprachanimationsübung, an der die Franzosen, Deutsche und alle Begleitpersonen teilnahmen, führte zu viel Erheiterung und löste auch etwaige Befangenheiten.
Für die Mittagspause hatten die französischen Gastgeber ein Barbecue vorbereitet mit Fleisch, Salaten, Brot und Getränken. Es war ein durchaus herzlicher Empfang und die französische Schulleitung war sehr bemüht, dass auch reichlich gegessen wurde. Die Salate waren von der Rezeptur her sichtlich beeinflusst von der nordafrikanischen Küche , so dass einige Schüler sich über das Verhältnis Frankreichs zu Nordafrika unterhielten. Leider nahmen auch hier nur wenige Franzosen an der Mahlzeit teil und die Schülergruppen mischten sich nur ansatzweise.
Nach dem Barbecue im Innenhof der Schule CFA Promotrans wurde den Schülern durch eine Englischlehrerin der französischen Schule die Projektarbeit in groben Zügen vorgestellt. Dies gestaltete sich allerdings schwierig, da Details der Situation nicht schlüssig waren und einer Präzisierung bedurften. Die aus Deutschland mitgebrachten Kopien der Materialien wurden verteilt. Parallel versuchten die deutschen und französischen Fachlehrer für Spedition und Logistik die offenen Fragen zu klären. Sie veränderten dabei die Aufgabenstellungen der Projektarbeit mit der Absicht den Schülern am Ende der Begegnung ein Ergebnis zu ermöglichen.
Gegen 15:30 Uhr endete das Projektprogramm an der Schule. Den Schülern wurde Gelegenheit gegeben in Gruppen Paris zu erkunden. Dazu wurde vorab noch einmal erklärt, wie man mit der Metro fährt.
Die Teamer von Culture et Liberté boten an die Schüler zu begleiten. Vorbereitet – als Anregung – war ein Erkundungsbogen für „Montmartre". Einige Schüler nahmen das Angebot gerne an und erkundeten selbständig mit Hilfe des Fragebogens das Viertel, andere schlenderten nur durch die Straßen. Um 17:00 Uhr war für alle ein fester Treffpunkt an einer Metro-Station verabredet, anschließend gab es kein offizielles Programm mehr für die Schüler, so dass die Gruppe den Tag auf unterschiedliche Weise ausklingen ließ: Einige erkundeten weiter die Sehenswürdigkeiten von Paris, andere verließ die Kondition und sie suchten das Hotel auf um zu schlafen bis zum nächsten Morgen und es gab wohl auch diverse Mischformen. Die Mehrheit machte aber auf die eine oder andere Weise noch „Programm". Sie wollten die Zeit in Paris nutzen, um etwas von Land und Leuten zu sehen. Wegweiser waren das ausgehändigte Kartenmaterial und -vielleicht wichtiger - „Apps" auf den Handies.
Donnerstag, 26.6.2014
Leider mussten die Planungen für den Donnerstag verändert werden. Die für den Vormittag geplanten Betriebsbesichtigungen konnten nicht stattfinden. Das bedauerten alle sehr, auch den französischen Schülern war es nicht ganz einsichtig, warum sie nicht stattfanden. Die französische Schulleitung gab als Grund an, dass „Tage erhöhter Terrorgefahr" ursächlich seien, die Schüler vermuteten dennoch einen Organisationsfehler.
Am Vormittag fand dann, nach einer kurzen Sprachanimation, Projektarbeit in der Schule statt. Dabei handelte es sich um eine arbeitsgleiche Gruppenarbeit. Die Gruppen bestanden zumeist aus einem französischen Schüler und fünf bis sechs deutschen Schülern. Diese Gruppenzusammensetzung war nicht optimal. Die in der Branche „Spedition und Logistik" übliche Kommunikationssprache Englisch, die alle benutzen können, trat in den Hintergrund. Anstelle dessen wurde vielfach Deutsch benutzt und die Schüler, die Französischkenntnisse mitbrachten, bemühten sich die gefundenen Ergebnisse auf Französisch den französischen Jugendlichen zu erläutern, die ihrerseits auf Englisch oder Französisch Rückfragen stellten und untereinander Fachprobleme auf Französisch klärten. Die einzelnen Gruppen arbeiteten dabei durchaus zielstrebig. Die Schüler, die ihre Französischkenntnisse reaktivierten, bemerkten, dass sie doch noch mehr konnten als sie vermutet hatten. Zwei berichteten, dass sie vielleicht ihre Sprachkenntnisse im Französischen weiter zu Hause vertiefen möchten und überlegten, welche Bildungswege ihnen dafür offenstehen. Bei der Bearbeitung der Situation kamen immer wieder Fragen auf, die das begleitende Eingreifen der Fachlehrer – sowohl der deutschen, als auch der französischen – erforderlich machten. So musste die Gruppenarbeitssituation auch einmal aufgehoben werden, damit in einer kurzen Präsentation ein französischer Fachkundelehrer die fachlichen Fragestellungen präzisieren konnte. Ein Ablaufplan des durchzuführenden Transportes wurde von ihm erstellt und in Kopie den Schülern ausgehändigt.
In der Mittagspause versorgten sich die Schüler in der Umgebung der Schule. Eine nette Erfahrung am Rande: Einer unser deutschen Schüler war stark erkältet, ein französischer Schüler begleitete ihn in eine Apotheke und half eine geeignete Medizin zu finden. Einigen Schülern fiel wieder auf, wie auch das „Imbissangebot" beeinflusst ist von arabischen und nordafrikanischen Speisen: Zwar „Döner" aber keine Currywurst !
Nachmittags wurden die deutschen Schüler mit einem Bus zu dem Museum „Musee de l'air et de l'éspace" gebracht, das sich am Flughafen Le Bourget bei Paris befindet. Der Eintritt war kostenfrei, wollte man allerdings die Flugzeuge von Innen sehen, musste Eintritt gezahlt werden. Nur ein Schüler war dazu bereit. Zu sehen gab es unterschiedliche europäische Flugzeuge, vor allem solche, die im militärischen Bereich eingesetzt wurden (z. B. bei der Invasion 1945). Mit der Projektaufgabe der Begegnung hatten die Exponate nur wenig zu tun. Der Schüler, der den „Extraeintritt" gezahlt hatte, konnte allerdings sehen, wie eine Frachtmaschine beladen ist und wie ein Luftfrachtcontainer aussieht. Die meisten Schüler saßen nach kurzer Zeit am Rollfeldrand in der Sonne und wünschten sich eigentlich nach Paris zurück, weil es dort für sie doch noch so viel zu sehen gab...
Am Abend fand das Fußballspiel Deutschland gegen Algerien statt. Die Schüler hatten mit Hilfe der Moderatoren eine Möglichkeit gefunden das Spiel gemeinsam in einer nahe gelegenen Kneipe zu sehen. Das gemeinsame „Rudelgucken" war ein schönes Gruppenerlebnis, besonders, weil die deutsche Nationalmannschaft das Spiel gewann. Die Trauer über das verlorene Spiel für die Algerier drückte sich in Hupkonzerten in den Straßen von Paris aus. Das machte für alle deutlich, dass die Kolonialgeschichte Frankreichs ihre Spuren im heutigen gesellschaftlichen Leben hinterlassen hat. In Kleingruppengesprächen tauschten die Schüler sich darüber aus.
Freitag, 27.6.2014
Am Vormittag wurde die Arbeit am Projekt abgeschlossen.
Die Fahrt mit Metro und Vorortzug war vertraut und verlief reibungslos. Nach einer kurzen Sprachanimationsübung für die Schüler, währenddessen die Lehrer letzte Absprachen für die Präsentation der Gruppenergebnisse trafen, gingen die Schüler in ihre Arbeitsgruppen und erledigten die Aufgaben, die noch ausstanden. Die französischen Teilnehmer zeigten sich dabei verwundert über die Konzentration der deutschen Schüler und die Disziplin bei der Diskussion von Lösungen.
Mittags wurden Pizzen in die Schule geliefert und mit großem Appetit von Allen im Innenhof der Schule verspeist. Irgendwie organisierte einer der französischen Lehrer noch einige Flaschen Sekt und sowohl die französischen als auch die deutschen Teilnehmer stießen auf die gelungene Begegnung an.
So begann die sich anschließende Ergebnispräsentation in gelöster Atmosphäre. Zugleich waren aber alle daran interessiert, die Projektarbeit zu einem guten Ende zu bringen. Die einzelnen arbeitsgleichen Gruppen stellten jeweils einen unterschiedlichen Teilaspekt der Projektaufgabe vor. Für die Präsentationen wurde das Medium Flip-Chart eingesetzt. Die Präsentationen erfolgten in Englisch. Da nicht alle Gruppen zu den gleichen Teilergebnissen gekommen waren, wurden im Rundgespräch Alternativen diskutiert. Bei der Diskussion der unterschiedlichen Ergebnisse waren die Teamer von Arbeit und Leben und Culture et Liberté hilfreich. Sie halfen dabei den fachlichen Ertrag präziser zu erfassen, das heißt nicht nur das Ergebnis zu kommunizieren, sondern auch den Weg, wie es zu diesem Ergebnis kommen konnte.
Eine erste Evaluation des Treffens – geleitet durch die Teamer – schloss sich unmittelbar an.
Anschließend fuhren wir mit der Metro zum Bootsanleger um von dort aus eine Fahrt auf der Seine zu machen. So klang unsere Zeit in Paris mit einem touristischen Ereignis aus. Der Abend bot Zeit zur freien Verfügung und den Lehrern und Teamern dadurch eine Gelegenheit gemeinsam noch einmal zurück zu blicken.
Samstag, 28.6.2014
Nach dem Frühstück holte uns der Bus ab und nach reibungsloser Fahrt erreichten wir am Nachmittag Dortmund.